Mark Making -Spuren hinterlassen


Das Projekt "Mark Making - Spuren hinterlassen" in der Blindenschule Zollikofen/BE war für mich eine ganz neue Erfahrung, Die vierzehn Jugendlichen mit denen ich über die Dauer von 6 Wochen während 90 min pro Woche arbeiten durfte waren teilweise seh-und/oder körperbehindert. Bei der Planung habe ich mich von den Fragen leiten lassen: Welcher spontane künstlerische Ausdruck liegt den Jugendlichen am Nächsten? Welches Malmaterial bietet sich an, um kraftvoll arbeiten zu können? Wie kann man Linie und Fläche in den Arbeiten verbinden? Müssen für den Betrachter "lesbare" Zeichen entstehen oder behindert dieser Anspruch den freien, unbefangenen Zugang zu Bewegung und Material?. Stark inspiriert hat mich bei diesem Überlegungen Cy Twombly, ein Vertreter des abstrakten Expressionismus. Die Einfachheit seiner Bilder, die bewegten kraftvollen Linien und die Dimensionen seiner Bilder, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.

 

Das zunächst auch in der Blindenschule geplante grossformatige Zeichen setzen, musste ich schon am ersten Nachmittag aufgeben, da die meisten Jugendlichen motorisch doch recht eingeschränkt waren und das Arbeiten auf dem Boden mehr Aufwand und Unsicherheit für die bedeutet hätte, als eine positive Erweiterung ihrer künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.

 

Die Jugendlichen waren auf die Zusammenarbeit mit ihren Betreuerinnen angewiesen (holen von Material, Unterstützung bei der Umsetzung). Als Malmaterial hatte ich dicke Ölkreiden, Bürsten, Schwämme, Topfreiniger etc. bereitgestellt. Die meisten Jugendlichen malten mit Acrylfarbe, einige Wenige mit Fingermalfarben. Die Farbpalette hatte ich anfangs bewusst auf wenige Farbtöne beschränkt.

 

Die Bilder entwickelten sich durch das übereinanderlegen von verschiedenen Farbschichten, dem Zusammenspiel der unterschiedlichen Zeichen und Rhythmen. Es gab keine Aufgabe, die alle zu "erledigen" hatten, sondern vielmehr bestimmten die motorischen und intellektuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten das Vorgehen. Entstanden sind viele wunderbare Arbeiten, die die Persönlichkeit des einzelnen Jugendlichen gut widerspiegelt: kraftvoll/zart, laut/leise, bewegt/ruhig.